Welches Potenzial Arbeitgeber-Bewertungsportale für Arbeitgeber und Bewerber mitbringen

Welches Potenzial Arbeitgeber-Bewertungsportale für Arbeitgeber und Bewerber mitbringen

Vor der Bewerbung oder dem Vorstellungsgespräch die Mitarbeiterbewertungen des potenziellen Arbeitgebers checken – dies macht mittlerweile laut einer Umfrage von Bitkom jeder vierte Bewerber. Arbeitgeber-Bewertungsportale wie kununu oder Glassdoor bieten Mitarbeitern oder auch Bewerbern die Möglichkeit, ihren aktuellen Arbeitgeber bzw. ihren Bewerbungsprozess anonym zu bewerten.

Manche Portalen bieten zusätzlich die Möglichkeit, sich einen Gehaltsvergleich anzusehen. Unternehmen können ein eigenes Profil anlegen. Darüber können sie Bewertungen kommentieren und teilweise auf offene Stellen aufmerksam machen. Aber wie viel bringen solche Portale Bewerbern und Unternehmen wirklich? Kann und sollte man sich auf anonyme Bewertungen verlassen? Oder steckt die Marketingabteilung oder ein kürzlich gefeuerter Mitarbeiter dahinter? Wie können Unternehmen diese Portale positiv für sich nutzen?

Was sind Arbeitgeber-Bewertungsportale und welche gibt es?

Arbeitgeber-Bewertungsportale bieten Mitarbeitern die Möglichkeit, anonym eine Bewertung über ihren Arbeitgeber abzugeben. Man kann jedoch nicht nur einen allgemeinen Text zur Bewertung schreiben, sondern Punkte für einzelne Kategorien vergeben. Solche Kategorien sind zum Beispiel das Verhalten der Vorgesetzten, der Kollegenzusammenhalt, die Art der Aufgaben oder Benefits, die vom Arbeitgeber geboten werden – bei Bewertungen zum Bewerbungsprozess zum Beispiel die Reaktionszeit oder die Atmosphäre im Gespräch. Bewerber haben so die Möglichkeit, sich schon im Vorfeld einen ersten Überblick vom potenziellen neuen Arbeitgeber zu verschaffen. Arbeitgeber haben die Möglichkeit, ihre Employer Brand zu stärken und sich als attraktiven Arbeitgeber potenziellen neuen Mitarbeitern gegenüber zu präsentieren.

Zu den größten Arbeitgeber-Bewertungsportalen in Deutschland zählen Unternehmen wie kununu, Jobvoting, Glassdoor, Meinchef oder Bizzwatch. Sie verzeichnen Bewertungen von teilweise über 100.000 Unternehmen in ihren Datenbanken. Durch den deutschen Markteinstieg von Glassdoor ist neben der klassischen Bewertung auch das Thema Gehaltsvergleich für Arbeitgeber-Bewertungsportale wichtig geworden.

Welchen Nutzen haben sie für Bewerber?

Besonders jungen Arbeitnehmern sind positive Bewertungen des zukünftigen Arbeitgebers wichtig. Eine gute Employer Brand überzeugt beim aktuellen Bewerbermarkt und steigert das Interesse am Unternehmen. Ein wichtiger Punkt ist, dass Bewerber ihre Informationen auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen nicht vom Unternehmen selbst erhalten, sondern von echten Mitarbeitern des Unternehmens. Diese Tatsache schafft direkt ein Vertrauensverhältnis, das es zwischen Unternehmen und Bewerber in der Form anfänglich nicht gibt.

Laut einer Umfrage des Unternehmens von Rundstedt ist eine positive Bewertung des Arbeitgebers für 54% der 18-29-jährigen wichtig. Gleichzeitig geben aber auch 66% der Befragten an, dass sie sich bewusst sind, dass vor allem unzufriedene Mitarbeiter die Möglichkeit der anonymen Bewertung nutzen. Ein allzu großer Stellenwert schreiben sie den Bewertungen also nicht unbedingt zu, eine grobe Tendenz können Bewerber aber auf jeden Fall ablesen.

Der Nutzen von Arbeitgeber-Bewertungsportalen für Bewerber ist somit klar: Bewerber können sich durch diese Portale ein erstes Bild vom potenziellen neuen Arbeitgeber machen und somit ein wenig Hilfe zur Entscheidung für oder gegen das Unternehmen erhalten. Natürlich müssen  sie Bewertungen trotzdem kritisch sehen und können sie somit nur als zusätzliche Informationsquelle nutzen, nicht als Hauptinformationsgeber.

Welchen Nutzen haben Arbeitgeber-Bewertungsportale für Unternehmen?

Im ersten Moment klingen Arbeitgeber-Bewertungsportale für Unternehmen eher nach einer Last als nach etwas, das sich positiv nutzen lässt. Der vor kurzem gekündigte Mitarbeiter, der Kollege, der aus persönlichen Gründen nicht mit seinem Chef zurechtkommt oder die Kollegin, die mit den Inhalten ihres Jobs unzufrieden ist – alle bewerten das Unternehmen wahrscheinlich eher negativ.

Hier entsteht jedoch auch eine Chance für Arbeitgeber. Vorher unbekannte Probleme und Konflikte können sie so thematisieren und hoffentlich lösen. Bewertungen auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen haben einen sehr ähnlichen Effekt wie Mitarbeiterbefragungen, sie können also auch genauso genutzt werden, nämlich um das Arbeitsklima und die Unternehmenskultur zu verbessern.

Die meisten Arbeitgeber-Bewertungsportale bieten Unternehmen die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmensprofil anzulegen. Mit einem solchen Account kann das Unternehmen auf etwaige Unstimmigkeiten oder Probleme in Bewertungen eingehen. Gleichzeitig erlauben manche Portale das Schalten von offenen Stellen. Bewertungsportale können also die Employer Brand des Unternehmens beeinflussen und einen positiven Einfluss auf die Mitarbeitergewinnung haben.

Ein kritischer Blick

Natürlich müssen Bewerber Arbeitgeberbewertungen wie alle anderen Bewertungen immer auch kritisch betrachten. Auf der einen Seite können (Ex-)Mitarbeiter über Arbeitgeber-Bewertungsportale anonym Frust ablassen. Das sehr subjektive Empfinden dient weniger zu einer für potenzielle neue Mitarbeiter hilfreichen Bewertung, als eher dazu, alle negativen Aspekte des Arbeitgebers aufzulisten und ihn schlecht zu machen. Auch wenn Unternehmen sich zur Bewertung äußern können – der negative Beigeschmack bleibt bei jedem, der die Bewertung liest.

Aber auch in die andere Richtung müssen Bewertungen kritisch betrachtet werden. Bei besonders positiven Bewertungen kann auch schon einmal die Marketingabteilung des Unternehmens dahinterstecken, um das Image positiv zu beeinflussen. Auch der internen Qualitätssicherung fallen sicherlich nicht alle „Fake-Bewertungen“ auf.

Außerdem sind Arbeitgeber-Bewertungsportale natürlich nicht nur für den guten Zweck ausgelegt – dahinter steckt ein Geschäftsmodell. Einige Funktionen wie Kommentare oder Antworten auf Fragen können Unternehmen kostenfrei freischalten. Soll aber ein professionelles Unternehmensprofil hinterlegt werden, werden Arbeitgeber zur Kasse gebeten. Da Arbeitgeber nicht selbst entscheiden können, ob sie Bewertungen auf Portalen erhalten möchten, sind sie gezwungen, für einen guten Auftritt zu bezahlen.

Arbeitgeber-Bewertungsportale als Unterstützung für Bewerber und auch Unternehmen

Sowohl Bewerber als auch Unternehmen können einen positiven Nutzen aus Arbeitgeber-Bewertungsportalen ziehen. Eine kritische Betrachtung von beiden Seiten ist aber trotzdem immer notwendig.

Bewerber können Portale als Unterstützung bei der Entscheidung nutzen, ob der potenzielle neue Arbeitgeber zu ihnen passt oder ob es Punkte gibt, die sie sogar eventuell in einem persönlichen Gespräch thematisieren wollen. Natürlich ist es wichtig, Bewertungen nicht zu viel Relevanz zuzuschreiben, da sie sehr subjektiv und von Emotionen geleitet sind. Sie sind jedoch ein guter Anhaltspunkt, um einen ersten Eindruck vom Unternehmen zu bekommen, der nicht ausschließlich vom Unternehmen selbst aufgebaut ist.

Unternehmen sollten ihre Bewertungen auf den großen Arbeitgeber-Bewertungsportalen stets im Auge behalten. Nicht nur, um Feedback von Mitarbeitern zu bekommen, sondern auch, um die eigene Employer Brand zu stärken und somit als eine weitere Quelle zur Mitarbeitergewinnung zu verwenden.