Active Sourcer – Spezialisten in einer Branche oder Spezialisten in ihrem Handwerk?
Von Personalberatungen sieht man immer wieder große Werbeslogans, die besagen: „Wir sind DER Spezialist für Ihre Branche!“ Geworben wird mit einem großen Netzwerk und besonderer fachlicher Expertise. Braucht der Personalberater Unterstützung in der Recherche geeigneter Kandidaten, wendet er sich an einen Active Sourcer. Doch wie verhält sich die Situation bei Active Sourcern? Sollten sie wie viele Personalberatungen spezialisiert eine Branche bedienen, im Optimalfall die gleiche wie der Auftraggeber? Oder ist von Active Sourcern eher ein branchenübergreifendes Allgemeinwissen und fachliche Expertise hauptsächlich im eigenen Handwerk gefragt?
Anwendung der Tools ist branchenübergreifend möglich
Personalberatungen verfügen in ihrer Branche über fundiertes Fachwissen und haben sich ein branchenspezifisches Netzwerk aufgebaut. Das Active Sourcing hingehen lässt sich eher als Handwerk bezeichnen. Es geht dabei weniger um Beziehungen, durch die eventuell später offene Stellen besetzt werden können. Es geht eher um die Anwendung bestimmter Tools, um stets neue Kandidaten für vakante Stellen zu finden.
Diese Tools lassen sich für alle Branchen zum Großteil gleichermaßen anwenden. Grundlegende Bausteine des Active Sourcings sind die Webrecherche nach geeigneten Kandidaten und die Direktansprache dieser. Anstatt spezifische Kenntnisse in nur einer Branche zu haben, sind in der Recherche Tools wie die Boolesche Suche, Suchketten sowie ein Auge für die bisherigen beruflichen Schritte und die regionale Gebundenheit des Kandidaten notwendig. Know-How über die Firmen, in denen Kandidaten recherchiert werden, ist weiterhin nützliches Wissen für den Active Sourcer. Wenn die Webrecherche zu keinem Ergebnis führt, nimmt man für eine vollständige Recherche zusätzlich den Telefonhörer in die Hand.
In der Direktansprache liegt der Fokus speziell auf einem informativen und sympathischen Gespräch. Es geht weniger um einen fachlichen Austausch. Fingerspitzengefühl und ein wenig Überzeugungskraft sind die grundlegenden Eigenschaften für die Direktansprache. Es ist also wichtiger, dass ein Active Sourcer sein Handwerk gut beherrscht, als dass er spezifizierte fachliche Kenntnisse in einer Branche vorweisen kann.
Unternehmen suchen Spezialisten
Wenn Unternehmen eine freie Stelle besetzen, suchen sie nach einem Spezialisten, der sie unterstützt. Sie wollen sich selbst die Arbeit erleichtern und die aufwendige und zeitintensive Aufgabe der Personalbeschaffung in professionelle Hände geben. Warum sollten sie dafür einen Active Sourcer beauftragen, der nicht auf ihre Branche spezialisiert ist?
Für die „Rundumbetreuung“ zur Besetzung einer neuen Stelle sind Personalberatungen für Unternehmen da. Beauftragt ein Unternehmen einen Active Sourcer, muss es immer eine Eigenleistung erbringen. Dadurch, dass der Active Sourcer sein Handwerk perfekt beherrscht und keine spezielle Expertise in der Branche seines Auftraggebers hat, besteht für das Unternehmen die Möglichkeit, sich selbst beim potentiellen Bewerber vorzustellen und Entscheidungen über die Selbstpräsentation eigenständig zu treffen. Für den Auftraggeber liegt der Vorteil darin, dass er selbst das Briefing und die Unternehmensdarstellung übernehmen kann, da kein externer Berater so gut über sein Unternehmen bescheid weiß wie er selbst. Damit bleibt die Kontrolle über den Bewerbungsprozess in eigener Hand, nur die Recherche nach passenden Kandidaten wird in externe Hände übergeben. Die Spezialisierung auf eine Branche ist also auch in diesem Fall für Active Sourcer nicht notwendig, da der Auftraggeber den weiteren Prozess übernimmt, der schlussendlich Kenntnisse über Branche, Position und Unternehmen erfordert.
Netzwerken für Active Sourcer
Es ist schwierig, sich ein solides Netzwerk aufzubauen, wenn man auf keine spezielle Branche festgelegt ist. Es gibt dann einfach zu viele Menschen, die Teil dieses Netzwerks sein müssten, damit es von Bedeutung ist. Sind Active Sourcer dadurch nicht im Nachteil, wenn sie branchenübergreifend arbeiten?
Ein Nachteil ergibt sich für den Active Sourcer ohne ein großes Netzwerk nicht. Es ist nicht Teil des Active Sourcings, intensiven Kontakt zu potentiellen Bewerbern zu pflegen wie es bei Personalberatern der Fall ist. Das Netzwerk des Active Sourcers ist seine Datenbank. Dort finden sich aus früheren Projekten oftmals interessante Kandidaten für aktuelle Stellen, die entsprechend die Recherche erleichtern. Dadurch, dass Personalberater oder das suchende Unternehmen weiterführende Gespräche über den Karriereweg des Kandidaten selbst führen, ist auch hier die Spezialisierung auf eine Branche nicht notwendig. Es besteht einfach zu wenig intensiver Kontakt zum Bewerber, um überhaupt vom Aufbau eines Netzwerks reden zu können.
Die Zukunft von Active Sourcern
Active Sourcer verstehen sich selbst als Spezialisten in ihrem Handwerk. Sie eignen sich das benötigte Fachwissen über eine Branche soweit an, dass sie ihrer Aufgabe nachgehen und passende Kandidaten für die offene Stelle finden können. Ein tieferes branchenspezifisches Wissen oder ein großes Netzwerk innerhalb einer Branche sind nicht nötig, um dem Active Sourcing nachzugehen. Solange Active Sourcer die benötigten Tools für das Handwerk beherrschen, gibt es zurzeit keinen Grund, sich auf eine bestimmte Branche zu spezialisieren. Eine spannende Frage ist jedoch, wie reagiert wird, sollte es in Zukunft ein breiteres Angebot an Active Sourcern auf dem Markt geben? Werden sich dann Spezialisierungen absetzen? Und wenn ja, wie werden diese aussehen?