Videointerviews im Recruiting

Videointerviews im Recruiting – lösen sie die klassischen Bewerbungsgespräche ab?

Schon seit geraumer Zeit werden auch die Prozesse im Recruiting immer mehr digitalisiert. Doch spätestens, seit die Corona-Krise die Welt im Griff hat, mussten digitale Prozesse zum Alltag werden. Reisen sollen seit Monaten vermieden werden, wodurch persönliche Vorstellungsgespräche oft zum Ding der Unmöglichkeit werden – ganz abgesehen von der Tatsache, dass viele Arbeitnehmer derzeit aus dem Home Office arbeiten. Vorstellungsgespräche in Videoform, die Videointerviews, sind somit seit Monaten auf dem Vormarsch. Aber haben sie vielleicht sogar das Zeug dazu, das klassische Vorstellungsgespräch abzulösen? Hier erhalten Sie einen Überblick und Tipps zum Thema.

Wie funktionieren Videointerviews im Recruiting?

Videointerviews als Alternative zum klassischen Vorstellungsgespräch sind im Grunde genommen nichts anderes als ein digitales Meeting. Meist finden die Gespräche über die im Unternehmen verwendete Kommunikationslösung, etwa MS Teams oder Zoom, statt. Hier können problemlos mehrere Mitarbeiter des Arbeitgebers am Vorstellungsgespräch teilnehmen. Auch der Bewerber kann ohne gesonderten Zugang am Gespräch teilnehmen. Durchgeführt werden kann das Gespräch dann wie ein klassisches Interview, Einschränkungen gibt es grundsätzlich keine – solange die Technik mitspielt.

Wo liegen die Vorteile von Videointerviews im Recruiting?

Vorstellungsgespräche per Video sind nicht einfach nur ein Problemlöser für eine globale Krise – sie haben auch echtes Zukunftspotenzial. Diese Vorteile bringen digitale Interviews mit sich:

Videointerviews können die Employer Brand stärken

Das Thema Employer Branding ist für Arbeitgeber eines der wichtigsten Themen der aktuellen Zeit. Der War for Talents hat nahezu alle Branchen im Griff und sorgt dafür, dass es Unternehmen immer schwerer fällt, geeignetes Personal zu finden und zu überzeugen. Wessen Arbeitgebermarke positiv nach außen dargestellt wird, der hat einen klaren Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern. Ein wichtiger Faktor in Bezug auf das Employer Branding ist die Digitalisierung des Bewerbungsprozesses. Wer Bewerbern digitale Inhalte liefert und die digitale Interaktion möglichst unkompliziert gestaltet, erreicht besonders junge Bewerber deutlich besser. Videointerviews zählen klar zu diesen digitalen Interaktionen. Sie zeigen, dass man als Arbeitgeber mit der Zeit geht und sich nicht davor scheut, Innovationen zu testen. Das kommt gut bei den Kandidaten an.

Videointerviews sparen Zeit und Kosten

Neben der Stärkung der Employer Brand ergibt sich für Arbeitgeber ein weiterer klarer Vorteil: Videointerviews sparen Zeit und Kosten. Zeit sparen sie gleich aus zwei Gründen. Zum einen entfällt die Vorbereitungszeit, die in der Regel für die Herrichtung des Besprechungsraumes benötigt wird. Aber noch viel wichtiger: Der Einsatz von Videointerviews kann sogar dazu führen, dass die Time to Hire verkürzt werden kann. Denn oft ist es für Bewerber und Arbeitgeber einfacher, einen digitalen Termin zu finden als einen persönlichen. Die Anfahrtszeit und mögliche Unterbringung in einem Hotel entfallen gänzlich. An dieser Stelle können Unternehmen auch Kosten sparen, da sie keine Fahrt- oder Hotelkosten übernehmen müssen.

Videointerviews sorgen für eine entspanntere Atmosphäre

Viele Bewerber sind in der konkreten Situation eines Vorstellungsgesprächs gestresst und angespannt. Befinden sie sich dabei in ihrer gewohnten Umgebung im heimischen Wohn- oder Arbeitszimmer, fällt oftmals schnell die Anspannung von ihnen ab. Sie fühlen sich wohler und können sich besser auf das Gespräch konzentrieren. Davon profitieren auch Arbeitgeber: Sie erhalten so ein authentischeres Bild der Bewerber.

Sind Videointerviews nicht zu unpersönlich? Kritik aus dem Recruiting

Immer wieder heißt es von Kritikern, dass Videointerviews unpersönlich sind und es kaum möglich ist, einen Menschen über einen Bildschirm gut genug kennenzulernen, um eine Personalentscheidung treffen zu können. Diese Sorge ist auch durchaus verständlich – letztendlich fällt es den meisten Menschen leichter, andere Menschen von Gesicht zu Gesicht einzuschätzen. In Videointerviews fehlt es oft an Mimik und Gestik. Aber auch für dieses Problem haben viele Personaler bereits eine Lösung erarbeitet. Oft werden Videointerviews zwar als Ersatz für ein klassisches Bewerbungsgespräch eingesetzt. Dennoch folgt im Anschluss in der Regel ein persönliches Gespräch mit sehr wenigen Favoriten – dieser Schritt lässt sich auch mit einem möglichen Probearbeitstag kombinieren.

Fazit: Ob per Video oder persönlich – Struktur und Auswertung sind entscheidend

Grundsätzlich unterscheiden sich persönliche und virtuelle Vorstellungsgespräche in ihren Inhalten und Fragen nicht – lediglich die Umgebung ist eine andere. Deshalb ist auch nach wie vor die Struktur des Vorstellungsgespräches ausschlaggebend für den Erfolg. Planen Sie das Gespräch und die Fragen genauso, wie Sie auch ein persönliches Interview planen würden und werten Sie es genauso aus. Hemmungen vor der digitalen Umgebung sind in den ersten Gesprächen ganz normal – schließlich fehlt die Gewohnheit. Aber auch die wird sich mit der Zeit wieder einstellen und dafür sorgen, dass auch Videointerviews zum Erfolg werden.